Von den Anfängen bis zur Zerstörung

 

Kurz nach der Reformation beginnt die Geschichte der alten Katharinen-Orgel. Dieses Instrument wurde immer wieder erweitert und verbessert. Nach Umbauten im 16. Jahrhundert durch Gregorius Vogel und Hans Scherer d.Ä, integrierte Letzterer 1604/05 die vorhandenen Teile in ein vermutlich völlig neu errichtetes Renaissance-Gehäuse, welches in seinem Grundbestand bis zur Zerstörung der Orgel existierte. 1631/34 fügte Gottfried Fritzsche ein Brustwerk und je eine Trompete 16’ in Pedal und Hauptwerk hinzu. Kurz darauf arbeitete Friedrich Stellwagen an dem Instrument. Schließlich wurden 1670/74 die Pedaltürme erweitert und durch Friedrich Besser die beiden 32’-Stimmen Principal und Posaune hinzugefügt. Die Orgel hatte nun mit 58 Registern verteilt auf vier Manuale und Pedal eine danach nicht mehr überbotene Stufe in Bezug auf Größe und Klangschönheit erreicht. Sie behielt unter den Hamburger Orgeln trotz der monumentalen Neubauten Arp Schnitgers in St. Nicolai (1682/87, IV/P, 67) und St. Jacobi (1689/93, IV/P, 60) immer eine Sonderstellung, die sie nicht zuletzt der sorgsamen Pflege des in dieser Zeit als Organist amtierenden Jan Adam Reincken (1643-1722) verdankte. Dieser wirkte fast 60 Jahre (1663-1722) an der Orgel und hatte den letzten Ausbau veranlasst. Auch sein Vorgänger und Lehrer Heinrich Scheidemann (um 1596-1663) hatte Erweiterungsbauten wie die von G. Fritzsche in seiner Amtszeit initiiert. Er studierte zunächst 1611-1614 auf Kosten der Gemeinde bei Jan Pieterszoon Sweelinck in Amsterdam und wirkte dann von ca. 1625 bis zu seinem Tode 1663 an St. Katharinen. 1720 überliefert Johann Mattheson die Disposition und weitere Angaben zu der Orgel

Im Jahre 1701 besuchte Johann Sebastian Bach (1685-1750) vermutlich das erste Mal St. Katharinen und den damaligen Organisten Reincken, dessen Werke er jedoch bereits kannte. Belegt ist sein legendäres Konzert im Jahre 1720, bei dem er sich auf der Katharinen-Orgel fast 2 Stunden vor den Honoratioren der Stadt Hamburg hatte hören lassen. Sein Lob über das Instrument und die Bewunderung Reinckens für den jungen Organisten ist in verschiedenen Quellen nachzulesen (siehe Menüpunkt Orgelgeschichte - Quellen). Eines der berühmtesten Orgelwerke Bachs (Fantasie und Fuge g-moll) wird mit diesem Besuch in Verbindung gebracht, da das Fugen-Thema auf ein niederländisches Volkslied und damit auf die Herkunft J.A.Reinckens anspielt. Hamburger Persönlichkeiten betrieben damals die Berufung Bachs auf die freiwerdende Organistenstelle in St. Jacobi. Der damals um sich greifende "Ämterkauf" vereitelte das Unternehmen: Bach hätte 4.000 Mark Courant (entspricht ca. heutigen 20.000 EUR) in die Kirchenkasse zahlen müssen, was seine Absage zur Folge hatte. Der damaligen Jacobi-Hauptpastor Erdmann Neumeister machte in wütenden Predigten seinem Ärger darüber Luft.

Die Orgel wurde auch im 19. und 20. Jahrhundert verändert, behielt aber immer ihren barocken Klangcharakter und ihre unerreichte Klangschönheit. Das Ende kam im Sommer 1943, als die Orgel im Hamburger Feuersturm verbrannte. Zum Glück konnten wertvolle Teile vorher ausgelagert werden, die nach dem Krieg in das Nachfolgeinstrument der Firma Kemper gestellt wurden. Außer ca. 520 wertvollen alten Pfeifen gibt es heute noch umfangreiche Dokumente über das zerstörte Instrument, darunter eine Maßzeichnung des Prospektes von 1917, in die detaillierte Maßangaben zu den Prospektpfeifen eingetragen wurden.

(Informationen zum Wiederaufbau hier)